Schattenkind
ein Kammertanzstück über mütterliche Gewalt
„Eva Baumann ist ein Abend mit starken Bildern gelungen, die betroffen machen und darüber nachdenken lassen, was wir bewusst und unbewusst unseren Kindern antun.“ (Die Deutsche Bühne)
Choreographie, Tanz, Bühne, Video: Eva Baumann / Musik: Evelien van den Broek / Kostüm: Katrin Wittig / Puppenbau: Jördis Meister / Assistenz Puppenbau: Sarah Loscher / Licht: Doris Schopf / Künstlerische Mitarbeit, Outside Eye: Jan Jedenak / Vermittlung: BLOMST! gUG
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
(Kalil Gibran)
SCHATTENKIND ist eine Produktion von eva baumann tanz/produktionen, gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart mit Mitteln des TANZPAKT Stuttgart Stadt-Land-Bund der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem LAFT Baden-Württemberg mit Mitteln aus dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
In Kooperation mit dem FITZ – Das Theater animierter Formen, der BLOMST! gUG und dem FF*GZ Stuttgart.
Die Konzeption des Vermittlungsformats für Kinder und Jugendliche wird von der Stiftung Erlebnis Kunst und der Stadt Stuttgart gefördert und durch ein Stipendium von DIS-TANZ-SOLO vom Dachverband Tanz aus Mitteln von NEUSTART Kultur des Bundes ermöglicht.
Mit freundlicher Unterstützung vom Produktionszentrum Tanz + Performance e.V. Stuttgart, der Freien Tanz- und Theaterszene Stuttgart gUG und dem Theaterhaus Stuttgart.
Ins Licht der Bühne holt die Choreografin und Tänzerin Eva Baumann ihr berührendes Tanz- und Figurentheaterstück nach langen Monaten des Wartens ins Theaterhaus Stuttgart. Denn die Premiere im Mai 2021 im FITZ! Theater animierter Formen musste pandemiebedingt online stattfinden.
Corona hat das Problem häuslicher Gewalt an Kindern, namentlich der mütterlichen, noch einmal verschärft – das zählt zu den vielen bitter-ironischen Wendungen dieser Produktion. Denn in SCHATTENKIND geht Eva Baumann der Frage nach, auf welch fatale Weise das unerreichbar überhöhte Ideal der Mutterliebe und mütterliche Gewalt miteinander zusammenhängen.
Die Gewalt von Müttern an ihren eigenen Kindern ist eines der wenigen Tabuthemen unserer Gesellschaft. Zu groß ist die Scham der Betroffenen, zu fest in den Köpfen das unhinterfragte Leitbild der naturgegebenen und bedingungslosen Mutterliebe. Die verstörende Realität sieht anders aus: Laut polizeilicher Kriminalstatistik von 2020 waren in den ermittelten Fällen von Kindesmisshandlung 44,8% der Täter weiblich. Diese Gewalt findet sich in allen sozialen Schichten und wird oft von Generation zu Generation weitergegeben. Viele der Täterinnen sind ehemalige Opfer.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem bedrückenden Thema sucht Eva Baumann in ihrem Stück SCHATTENKIND, das Brüche in der vielleicht wichtigsten zwischenmenschlichen Beziehung beleuchtet. Ihre Spielpartnerin ist eine menschengroße Gliederpuppe, die im Verlauf des Stücks ein fast schon gespenstisches Eigenleben entwickelt. Eva Baumanns unter die Haut gehendes Duett mit diesem gesichtslosen Alter Ego aus Stoff lässt die Grenzen zwischen den Identitäten verschwimmen. Wer ist die Mutter, wer die Tochter? Wer Opfer, wer Täterin?
Die Körper- und Bildsprache changiert zwischen zeitgenössischem Tanz und Figurenspiel – und drückt aus, wofür es keine Worte gibt.
alle Fotos © Daniela Wolf